Geschichte der Schiffer- und Fischerzunft
Die Ansiedlung der Fischer in Bamberg wird
im 7. Jhd. angenommen. Sie waren zunächst unterhalb des
Domberges im Sand zu finden. Der Fischfang bereicherte die Ernährung
der Bevölkerung und stellte ein wichtiges und beliebtes
Grundnahrungsmittel dar.
Zwischen 1290 und 1300 haben sich die Fischer zu einer Zunft
zusammengeschlossen. 1463 erwarb die Zunft das Anwesen in der
Kapuziner-straße 5 (auf der damaligen Insel Abtswörth).
Dort befindet sich auch heute noch die Zunftstube der Unteren
Schiffer- und Fischerzunft. Die Fassadenbeschriftung weist auf
das Zunfthaus hin. Viele Schiffer waren auch Fischer, der Zusammenschluss
dieser beiden Berufszweige in einer Zunft lag nahe.
Die Schiffer waren für den geregelten Transport der Handelsgüter
auf dem Fluss verantwortlich. Sie stellten die sogenannten Rangschiffer.
Die Bamberger Rangschifffahrt wurde 1807 gegründet. Rangschiffer
wurden diejenigen genannt, die vertraglich an eine Stadt oder
einen Handelsherren gebunden waren. Dadurch wurden sowohl die
Anzahl der Fahrten und die zeitliche Abfolge als auch die Reihenfolge
(der Rang) der Tal- und Bergfahrten (mit oder gegen den Strom
des Flusses) geregelt. In Bamberg gab es 15 Rangschifferfamilien,
dazu zählten u.a. die Familien Messerschmitt, Schneider,
Stöcklein, Weyermann und natürlich die Familie Kropf.
Zentralen Orte für die Schifffahrt in Bamberg waren die
Werft am Schiffbauplatz und die Schiffswinterung an der Weide.
Die Fischer waren für die Versorgung der Stadt mit dem
wichtigen Nahrungsmittel Fisch verantwortlich. Der Fischmarkt
befand sich früher am Kranen, der auch Hafen und damit
Handelsumschlagplatz war.
Im Juli 1457 erließ der damalige Fürstbischof Anton
von Rotenhan eine Fischereiordnung, die die Nutzung von Fischfanggeräten
regelte sowie Schonfristen für die Fische umfasste. Teile
davon haben sich bis in die heutige Bayerische Fischereiordnung
erhalten
Die Schiffer und Fischer hatten über
Jahrhunderte hinweg auch kommunale Aufgaben: Hilfe bei der Brandbekämpfung,
Hilfe bei Hochwasser, Fährverkehr, auch bei Einsturz von
Brücken, Enteisung der Regnitz im Winter, damit die zahlreichen
Mühlen am Laufen gehalten werden konnten, Aufseher auf
dem Fischmarkt und die Verteidigung mit der Waffe im Kriegsfall
Religiöse Tradition
Die Zünfte sind in der Regel eng mit religiösen Traditionen
verbunden. So auch die Untere Schiffer- und Fischerzunft. Sie
beteiligt sich alljährlich an der Fronleichnamsprozession
in Bamberg. Der Schutzpatron der Schiffer und Fischer, der hl.
Petrus, wird als aufwändig gearbeitete und vergoldete Skulptur
durch Bamberg getragen. Die Statue wurde bereits 1685 erstmals
erwähnt. Zusätzlich tragen die Fischer Zunftstäbe
und die Zunftfahne bei der Prozession mit. Während des
Jahres werden diese Gegenstände im Zunfthaus aufbewahrt.
Das Fischerstechen
Das Fischerstechen hat eine lange Tradition. Sie geht vermutlich
auf ritterliche Zweikämpfe zurück, bei denen sich
die Kontrahenten mit Lanzen vom Pferd stoßen mussten.
Das Fischerstechen dient zur Volksbelustigung. Zum ersten Mal
erwähnt wurde es in einem städtischen Dokument von
1498. Darin wurde berichtet, das der Andrang so groß war,
dass das Geländer der Unteren Brücke auseinander brach.
Im 19. Jhd. war es Teil des Theresienvolksfestes in Bug und
wurde mit eigenen Kostümen prachtvoll gefeiert. Nach dem
2. Weltkrieg findet das Fischerstechen seit 1951 wieder regelmäßig
statt. Jährlich kommen tausende von Schaulustigen aus Bamberg
und von Außerhalb um dem Spektakel als Höhepunkt
der Sandkerwa beizuwohnen.
Die Kleidung (rot-weiß- gestreifte Pumphose, weißes
Shirt und grüne Bauchbinde), die während des Fischerstechens
getragen wird, kam nach dem Krieg hinzu. Die Farben Rot und
Weiß stehen für Bamberg, das Grün der Bauchbinde
ist die Farbe der Fischerzunft.
Männliche Jugendliche bis 15 Jahre nehmen am Schülerstechen,
bis 18 Jahre am Jugendstechen teil.
Die Bamberger Fischer beteiligen sich auch bei auswärtigen
Fischerstechen, z. B. in Würzburg, Nürnberg, Neuburg
an der Donau und Schliersee.
Obere Schifferzunft
Neben der Unteren Schiffer- und Fischerzunft gabe es in Bamberg
die Obere Schifferzunft. Die räumliche Trennung der beiden
Zünfte befand sich an den Mühlen am Mühlwörth.
Der untere Bereich (flussabwärts) gehörte zur Unteren
Schiffer- und Fischerzunft, der obere Bereich (flussaufwärts)
zur Oberen Schifferzunft. Die Letztgenannte besaß das
Recht Güter und Personen zwischen Bamberg und Forcheim
zu transportieren. Die Obere Schifferzunft betrieb mehrere Personenschiffe,
z. B. die Fähre am Wasserschloß Concordia.
Durch den Bau des Hochwassersperrtores in Bug war der Fährbetrieb
nicht mehr lukrativ. Dadurch wurde der Oberen Schifferzunft
die Grundlage genommen. Die Obere Schifferzunft löste sich
auf. Die letzte ordentliche Vereinsversammlung fand 1965 statt.
Bis zu diesem Jahr beteiligte sich die Obere Schifferzunft auch
an der Fronleichnamsprozession. Die Prozessionsstäbe und
ein Großteil der Zunftunterlagen befinden sich heute im
Besitz des Diözesanmuseums.
Die Untere Schiffer- und
Fischerzunft Bamberg Heute
Im Zuge der Säkularisation wurden 1802/1803 die berufsständischen
Zünfte abgeschafft. Aus ihnen gründeten sich Genossenschaften
oder Vereine. So ist die Untere Schiffer- und Fischerzunft heute
eine Genossenschaft mit 35-40 Mitgliedern. Sie trifft sich zu
regelmäßigen Mitgliedertreffen in der Zunftstube
(Kapuzinerstr. 5).
Zu den Hauptaufgaben der Schiffer- und Fischerzunft gehört
die Bewirtschaftung der Fischrechte auf Regnitz und Main, sowie
die Vergabe von Anglerkarten. Die weit über 1000jährige
Fischer- und Schiffertradition wird weitergeführt und z.
B. die Technik des Reusenknüpfens gelehrt. Auch eine umfangreiche
Sammlung an Kunstschätzen des Handwerks wird bewahrt.
Um in der Unteren Schiffer- und Fischerzunft aufgenommen zu
werden muss man männlich, 18 Jahren alt sein und die staatl.
Fischereiprüfung mit Erfolg absolviert haben.