Das Leben in Bamberg überschattet vom Nationalsozialismus
Das Jahr 1933 gilt als das bedeutungsvollste Jahr in der Geschichte
Bambergs und als das Jahr das Spuren hinterließ. Das konservative,
sogenannte schwarze Bamberg veränderte sich nach und nach
und orientierte sich in eine andere politische Richtung, in die Richtung
der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter Partei). Mit ihr veränderte
sich nicht nur die Einstellung zur Politik sondern langsam aber sicher auch
das Leben der kleine Stadt. Politische Diskussionen wurden leider auch in
Bamberg oft durch Gewalt gelöst, nach dem Motto der Stärkere
gewinnt. Am 31. Juli 1932, dem Tag der Reichswahlen, wurde die NSDAP
zur stärksten politischen Kraft in Bamberg, allerdings nicht mit absoluter
Mehrheit was wiederrum zeigt, das nicht alle die NSDAP wählten. Bei
den zweiten Reichswahlen am 6. November 1932 jedoch schmolz der Vorsprung
der stärksten Partei. Das Tagblatt zitierte die Machtergreifung des
Führers Adolf Hitler am 30. Januar 1933 mit den Worten das große
Überraschungen bevorstünden. Auswirkungen wirtschaftlicher Not
und wachsender politischer Unruhen schlugen sich deutlich in der Kriminalitätsstatistik
nieder. Viele Menschen unter anderem auch in Bamberg wurden meist durch
wirtschaftliche Not in den Selbstmord getrieben. Tag für Tag bombardierte
das Bamberger Tagblatt das Volk mit Meldungen aus der Politik. Am 4. März
1933 zieht ein Fackelzug von mehren tausend Anhänger der NSDAP sowie
zahlreiche Sympathisanten zum Maxplatz, wo der Landtagsabgeortnete Lorenz
Zahneisen an die Leute appellierte die Partei des Führers
zu wählen. Zum Wahlerfolg lautete der Wunsch eines Kommentators des
Bamberger Tagblatt am 6. März 1933 Das diese Regierung in Deutschland
Luft zum Leben für alle schaffen möge. Am 9. März 1933
setzt die NSDAP ein Zeichen in Bamberg mit dem Hissen der Hakenkreuzfahne
auf dem Balkon des Rathauses. Damit wollte sie deutlich machen wer
der Herr im Hause ist das Tagblatt nannte es einen Politisch
denkwürdigen Tag. Die Schlagzeilen von diversen Verhaftungen
und Auseinandersetzungen überschlugen sich. Helle Begeisterung tat
sich auf, als die Menge beim Zapfenstreich das Deutschlandlied erklingen
lies. Nicht nur in den Köpfen der Menschen veränderte sich etwas
sogar der Name einer äußerst wichtigen Straße in Bamberg.
Vor dem Umtaufen hieß die Adolf-Hitler-Straße noch Langestraße,
nicht nur diese Straße erhielt eine neuen Namen, auch aus dem Marienplatz
wurde der Hindenburgplatz. Schlag auf Schlag veränderte sich die Stadt,
Straßenschilder wurden gewechselt, die Presse als Propagandamittel
benutzt, der Bamberger Domreiter als Symbolfigur für den vollendeten
Deutschen missbraucht, der Bund Deutscher Mädchen zum Alltag und Pflicht
aller jungen Damen, junge Männer mussten der Hitlerjugend beitreten
und der DEUTSCHE GRUSS wurde genausten in der Zeitung beschrieben und war
einzuhalten. Am 1.Juli 1933 kamen die ersten Bamberger ins KZ nach Dachau
unter ihnen die vier Bamberger Stadträte Dennstädt, Baier, Schlauch
und Grosch. Der Juli 1933 wurde zum Monat der Veränderungen, Vorschriften,
die z. B. das Verbot von Dreiecksbadehosen, wurden erteilt.
Bamberg sorgte vor für den Ernstfall und ernannte den zur Scheuerentnahme
und zur Bierlagerung aus dem Fels geschlagenen Keller des Bergebietes, zum
Luftschutzraum im Kriegsfall. Die Kirche stand ebenfalls unter dem Regime
der Nationalsozialisten. Wie in ganz Deutschland befahlt der Führer,
und das Volk folgte und gehorchte.
Ein dunkles Kapitel begann auch in der idyllisch Kleinstadt
Bamberg. Immer mehr kam der Hass gegenüber den Juden auch hier zum
Vorschein. Viele von ihnen wählten, obwohl sie wussten was sie unter
dem Nationalsozialismus erwartet, nicht die Emigration!
Dies alles lag am fast unbeirrten Glauben, dass in ihrer Heimatstadt schon
nichts passieren wird. Doch diese Annahme war ein Irrtum, ein großer
Irrtum. Plötzlich hieß es auch in Bamberg JUDEN ÜBERALL
UNERWÜNSCHT,es folgte ein antijüdisches Gesetz, welches
dafür sorgte, dass jüdischen Ärzten die Zulassung entzogen
wurde, sie keinerlei handwerkliche oder händlerische Tätigkeiten
ausüben durften genauso wurde ihnen das Bankwesen untersagt. Die Nürnberger
Gesetze vom September 1935 waren die Grundlage für die politische Entrechtung
der Juden und ihrer Verfolgung bis hin zur Vernichtung.
Dieses Gesetz unterscheidet zwischen Halb-,Voll- und Vierteljuden und auch
zwischen Mischehen und privilegierten Mischehen. Allerdings gab es auch
die Gruppe der nicht-arischen Christen, was so viel bedeutete, dass diese
Juden vom jüdischen Glauben zum christlichen Glauben konvertierten.
Durch das Attentats des 17-jährigen Israeliten Grynszpan auf den Gesandtschafstrat
von Rath in Paris am 9.November1938 erreichte die Verfolgung und Verhetzung
der Juden ihren vorläufigen Höhepunkt. Unter stürmischen
Beifall verkündete Oberbürgermeister Zahneisen die Anweisung an
alle Juden, so bald wie möglich die Stadt zu verlassen, da ihre Sicherheit
in Bamberg nicht mehr gewährleistet war: Ein einziger Blutstropfen
eines Deutschen ist uns mehr wert als die gesamte Judenschaft der Welt.
Damit machte er den Bamberger Juden deutlich, dass er auch sie zu den Parasiten
zählte.
In der Nacht wurde die Bamberger Synagoge mit Parolen wie Juden raus!
beschmiert und bis auf ihre Grundmauern niedergebrannt. Als Höhepunkt
des Zynismus musste die jüdische Gemeinde auch noch die Abbruchskosten
ihres von den Nationalsozialisten vernichteten Gotteshauses selbst zahlen
- die stattliche Summe von 30.000 Reichsmark.
Es ging so weit, dass man jüdischen Kindern den Schulbesuch verbot
und am 28. November 1938 ein so genannter Judenbann eingeführt wurde,
der festsetzte, dass Juden zwischen 20 Uhr abends und 6 Uhr morgens in der
Öffentlichkeit nicht in Erscheinung treten durften. Nicht mehr lange
und es folgten die Deportationen der Bamberger Juden in Konzentrationslager
nach Riga oder nach Isbica bei Lublin. Eine dritte Deportation verließ
Bamberg im Frühjahr 1943 mit bis heute unbekanntem Ziel.
Es gibt Beweise, dass nicht wenige Bamberger bis zuletzt zu ihren
jüdischen Bekannten, Freunden, Arbeitgebern standen und ihnen halfen
wo sie nur konnten. Das allerdings kann nicht darüber hinweg täuschen,
dass die meisten Bamberger den Untergang der jüdischen Gemeinde hinnahmen
oder schlicht übersahen.
Autorin: Laura Abbate
Quellen:
Stadtarchiv Bamberg
Heckel, Willy: Bamberg im 20. Jahrhundert, Verlag Fränkischer Tag 1999,
Fotos von Emil Bauer