Geschichte der Bamberger Synagogen

Die Bamberger Geschichte kennt sechs Synagogen. Jedoch ist über manche nicht sehr viel bekannt.

Die erste Synagoge

Die erste Synagoge stand am unteren Pfahlplätzchen, dem ehemaligen Judenplatz. Sie ist zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert gegründet worden. Die jüdische Gemeinde nutzte sie bis ins Jahr 1349. In diesem Jahr wurde die jüdische Gemeinde in Bamberg auch angeklagt, die Brunnen vergiftet und somit die Pest verursacht zu haben. Aus diesem Grunde wurden die Juden aus der Stadt verbannt und sie teilten dasselbe Unglück, das vielen fränkischen jüdischen Gemeinden in dieser Zeit widerfuhr. Der Fürstbischof bemächtigte sich trotz der erbrachten Schutzzahlungen des gesamten Hab und Gut der Juden sowie der Synagoge. Das jüdische Gotteshaus am Pfahlplätzchen wandelte man in eine christliche Marienkapelle um. Später wurde am selben Ort ein Neubau errichtet. Anfang unseres Jahrhunderts diente das Gebäude als Sporthalle, wurde nach wie vor jedoch "Judenkapelle" genannt. Diese ist bis heute erhalten und diente bis 2007 der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Bambergs als Gotteshaus.

Die zweite Synagoge

Über die zweite Synagoge Bambergs ist nicht viel überliefert. Nach der Vertreibung 1349 kehrte der größte Teil der verschont gebliebenen jüdischen Gemeinde nach Bamberg zurück. In der Hellerstraße, damals Hintere Kesslerstraße, im Rückgebäude mit den Hausnummern 11 und 13, richtete sie sich einen Betraum ein, der aber nur kurze Zeit genutzt wurde. Schon im Jahre 1428 wurden die Bamberger Juden, wie viele anderswo auch, wieder aus ihrem Heimatort vertrieben.

Die dritte Synagoge

1660 wurde in der Generalgasse 15 ein Betraum eingerichtet. 1835 beauftragte M. J. Hesslein den Bamberger Architekt Ney damit, einen Plan und einen Kostenvoranschlag für den Ausbau der alten Synagoge zu erstellen. Mangels nötiger Geldmittel kam es jedoch erst am 8. Februar 1852 zu einem Gemeindebeschluss, nachdem man sich mit der Bitte zur Genehmigung des Umbaus und der Umschichtung verschiedener interner Finanzen, an die Stadt wandte. Nachdem Bedenken seitens eines Nachbarn mit der Summe von 500 fl. ausgräumt, ein Teil dessen Gartens gleichzeitg erworben und die Genehmigung der Regierung am 3. Oktober 1852 erteilt waren, konnte im Frühjahr 1853 mit den Umbauten begonnen werden. Aus dem geplanten Umbau wurde ein kompletter Neubau. In verschiedenen Stellen der Literatur wird eine andere Zählung verwendet und bereits von der vierten Synagoge gesprochen.
Am 5. November 1853 nahm die Gemeinde ihr neues Gotteshaus mit einem feierlichen Einzug in Besitz. Aus diesem Anlass verteilte der Armenpflegschaftsrat der Gemeinde 40 fl. an christliche und 50 fl. an israelitische Arme.
Die steigende Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde und die Unterstützung durch städtische Behörden sind ein Zeichen, dass die jüdische Gemeinde sich gut in das gesellschaftliche Leben Bambergs integrierte hatte.

Die vierte Synagoge

Schon im Jahre 1890, also 37 Jahre nach der Einweihung der neuen Synagoge in der Generalsgasse, wurde in der jüdischen Gemeinde Bambergs über einen weiteren Neubau eines jüdischen Gotteshauses nachgedacht. Die derzeitige Synagoge wurde zu klein. Das Grundstück an der Ecke Urban- und Herzog-Max-Straße rückte ins Blickfeld der Planungen. Für dieses Grundstück sprachen die zentrale Lage und die städtischen Besitzverhältnisse. Nach längeren Verhandlungen mit der Stadt konnte das oben genannte Grundstück im Tausch gegen die bisherigen Kultusgebäude und gegen die Bedingung, dass mit dem Bau innerhalb der nächsten fünf Jahre begonnen wird, auf einen Preis von 15.000 Mark festgelegt werden. Der Bau wurde 1905 beschlossen.
In Absprache mit dem damals leitenden Stadtbaurat Herrn Schmitz wurde ein Wettbewerb ausgerufen. Als Preisrichter wurden der Kgl. Hofoberbaurat Handl und der Städt. Baurat Professor Grässel aus München wie der Städt. Baurat Schmitz, der Herr Justizrat Dr. Werner und Rabbiner Dr. Eckstein aus Bamberg aufgestellt. Im Februar 1907 wurde der Entwurf mit der Bezeichnung "Bamberg II" von den bamberger Architketen Johannes Kronfuss mit dem ersten Platz prämiert. Anfang November 1908 erfolgte der erste Spatenstich und 1910 wurde die Synagoge mit großen Feierlichkeiten eingweiht. In der Festschrift zur Einweihung der neuen Synagoge von Rabbiner Dr. A. Eckstein heißt es an dieser Stelle:
"Nun ist das Gotteshaus vollendet, mit dessen Erbauung die israelitische Kultusgemeinde Bamberg sich für ewige Zeiten ein ehrenvolles Denkmal gesetzt hat. [...] Möge die neue Synagoge dazu beitragen die hohen Ideen und Ideale des Judentums in unserer Gemeinde immer mehr zu verbreiten, möge sie mitwirken das religiöse Leben in derselben zu vertiefen und zu erweitern; dann wird die Hoffnung erreicht werden, die auf ihre Erbauung gesetzt wurden".
Diese Hoffnung war vergebens, denn die Synagoge fiel dem Rassenwahn der "Nationalsozialistischen Raserei" zum Opfer. Nach 28 Jahren wurde das jüdische Gotteshaus von Nationalsozialisten 1938 in der Reichskristallnacht vom 9. auf den 10. November angezündet und total zerstört. Die Feuerwehr durfte den Brand nicht löschen. Die ausgebrannten Reste dieser stolzen und ansehnlichen Synagoge wurden 1939 gesprengt. Die Spreng- und Aufräumarbeiten musste die jüdische Synagoge bezahlt. Heute ist dort ein Mahnmal zu sehen.

Die fünfte Synagoge

Nach dem Ende des Nazisregimes wurden die Kasernen in der Nümberger Strasse zu Unterkünften für die "displaced people". In der Willing-Lessingstraße 7 wurde ein Bet- und Gemeinderaum eingerichtet. Das Haus wurde von den Erben der Leonnie Kupfer, die in Theresienstadt umkam, zur Verfügung gestellt.

Autor: Jan-Paul Grass
Quellen:
Loebl, Herbert: Juden in Bamberg, Verlag Fränkischer Tag

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