Geschichte wird lebendig
Im Clavius-Gymnasium wurde die Wanderausstellung "Jüdisches Leben in Bamberg" eröffnet. Sie ist bis Ferienbeginn im Schulhaus an der Kapuzinerstraße zu besichtigen. Presseartikel vom 31.05.08, Nicole Flöper

Trotz gefühlter 40 Grad Celsius war die Eröffnung der Wanderausstellung "Jüdisches Leben in Bamberg" im Clavius-Gymnasium gut besucht. Musikalisch begleitet wurde der Abend durch die Musiklehrer Rainer Seubold und Heiko Kröner sowie Vladimir Kuznetsow von der Israelitischen Kultusgemeinde mit traditioneller jüdischer Folklore.
Schüler der zehnten Klassen der Maria-Ward-Realschule und des Clavius-Gymnasiums arbeiteten über ein Jahr in ihrer Freizeit für dieses Projekt. Sogar in den Pfingstferien hätten die jungen Leute in die Schule gewollt, berichtete der CG-Chef Dr. Herbert Michel in seiner Eröffnungsrede.
Unterstützt wurden die Projektteilnehmer von der "Kulturwerkstatt" in Bamberg, die verschiedene Projekte mit Schulen, Horten und Jugendinitiativen durchführt, um die Begeisterung für Kunst und Kultur zu fördern. Sie half den Jugendlichen mit modernen Medien. Die entstandenen Materialien sind dann für andere Schulen im Internet frei zugänglich.
So auch die Materialien der Ausstellung "Jüdisches Leben in Bamberg", die maßgeblich von Schülern gestaltet wurde, erläutert Johanna Krause, eine der Initiatorinnen der "Kulturwerkstatt" bei der Vernissage. Laura Abbate, eine der Projketteilnehmerinnen des Clavius-Gymnasiums, sagte: "Uns wurde das Projekt vorgeschlagen und wir fanden das gleich total interessant." Die Teilnehmer hätten sich dann einmal in der Woche getroffen und das Konzept erarbeitet. "Jetzt können wir stolz auf das Ergebnis sein", meint Laura.
Zu sehen gibt es ein Straßenverzeichnis aus Bamberg mit wichtigen Gebäuden zur jüdischen Geschichte, ein Modell zum Hopfenhandel, verschiedenen Bamberger Dokumente aus der Zeit des Dritten Reiches und über den jüdischen Friedhof. Außerdem wird ein Modell des Hauses von Anne Frank gezeigt, das schon in der Ausstellung über Anne Frank in der Villa Dessauer zu sehen war.
Die Maria-Ward-Realschülerinnen aus der achten und neunten Klasse steuerten eine Präsentation zum Tagebuch von Erika Löbl bei, die zehnte Klasse erarbeitete Informationen über jüdische Frauen in Bamberg. Beeindruckend ist der Dokumentationsfilm "Bamberg wird braun", den Laura Abbate und Julia Daunderer vom CG eigenständig erstellt haben. Für den Film verwendeten sie Dokumente aus dem Bamberger Archiv und interviewten die Zeitzeugin Dorothea Brandt.
Direktor Michel betonte, dass es schwer sei, Jugendlichen die Vergangenheit näher zu bringen. Dieses Projekt bewise jedoch, dass Geschichte nicht trocken sein muss. "Ich bin sehr stolz auf das Engagenment der Schüler, die sich, ganz ohne Noten zu bekommen, die Arbeit gemacht haben", so Michel. Er wünscht sich nach eigenen Worten, dass die Ausstellung viele Besucher findet.
Sozialstaatssekretärin Melanie Huml dankte allen an der Realisierung der Schau Beteiligten und betonte, dass man nicht aufhören dürfe, Jugendliche für jede Form von Extremismus zu sensibilisieren. Dazu gehöre auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Region.
Bürgermeister Werner Hipelius erinnerte daran, dass das Thema Nationalsozialismus in Bamberg lange Zeit nicht bearbeitet wurde. Man müsse junge Menschen dazu bringen Geschichte selbst zu erarbeiten, damit sie selbstständig und frei nachdenken. Dies verdeutlichte Laura Abbate abschließend in ihrer Rede: "Man muss nicht nach Berlin fahren, um Geschichte zu verstehen. Wir haben hier in Bamberg angefangen."
Die Schau "Jüdisches Leben in Bamberg" ist bis 1. August montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Eine Anmeldung im Schulsekretariat ist jedoch erforderlich.

 

Ausleihbare Ausstellung auf Reisen
„Jüdisches Leben in Bamberg und Region“ im Clavius-Gymnasium
Pressemitteilung vom 23.05.08

Als 1. Station wird die Ausstellung "Jüdisches Leben in Bamberg und Region" vom 29.05. bis 01.08. im Clavius-Gymnasium Bamberg gezeigt. Die Präsentation wurde von SchülerInnen des Clavius-Gymnasiums und der Maria Ward Realschule in Zusammenarbeit mit der Kulturwerkstatt (www.kulturwerkstatt-bamberg.de) konzipiert und realisiert. Mit Bild, Text, Hörspiel und Multi-Media-Produktion wird z. B. die Geschichte der Juden in Bamberg, das Schicksal von sechs als Jüdinnen geborene Frauen aus Bamberg, das Haingebiet, die Villa Dessauer, der Hopfenhandel, Erika Löbls Tagebuch, Bamberg im Nationalsozialismus und der Walsdorfer Judenfriedhof auf jugendgerechte Weise präsentiert. Ein reichhaltiges Rahmenprogramm rundet die Ausstellung ab. Dazu gehört der Auftritt des Jugendtheaters der jüdischen Gemeinde Bamberg, eine Lesung von Schülerinnen der Maria Ward Realschule zu "Erika Löbls Tagebuch" und ein Vortrag von Michael Helmbrecht zum Thema "Gegen Rechtsextremismus müssen wir uns zur Wehr setzen!" Termine werden über die Tagespresse bekannt gegeben.
Das Konzept der ausleihbaren Ausstellung "Jüdisches Leben in Bamberg und Region" ist auf eine kontinuierliche Erweiterung ausgerichtet. So werden mit jeder Ausstellungsstation neue Beiträge die Präsentation bereichern.

Das Projekt "Jüdisches Leben in Bamberg und Region" hat die Endauswahl des bundesweiten Wettbewerbs "KINDER ZUM OLYMP!" in der Sparte Bildende Kunst, Architektur und Kulturgeschichte erreicht. Bereits 2006 gewann die Kulturwerkstatt mit dem Jugendprojekt "Frauenleben gestern und heute" den 1. Preis des Multi-Media-Wettbewerbs "Schule@Museum" in der Altersgruppe 12-16 Jahre. Dies spricht für die herausragende Jugendarbeit im Bereich Kunst- und Kulturvermittlung der beiden Kulturwerkstattinitiatorinnen Johanna Krause M. A. (Kunsthistorikerin, Museumspädagogin) und Judith Siedersberger (Künstlerin, Mediendesignerin).

Ausstellungseröffnung ist am 29.05.2008, 19.00 Uhr, in der Aula des Clavius-Gymnasiums. Alle Interessierten sind hierzu herzlich eingeladen. Dr. Michel, der Direktor der Schule, sowie der Bürgermeister und Kulturreferent Werner Hipelius werden die Ausstellung eröffnen. Für musikalische und kulinarische Umrahmung ist gesorgt.
Die Ausstellung ist Mo-Do 8:00-16:00 Uhr und Fr 8:00-12:00 Uhr öffentlich zugänglich. Eine vorherige Anmeldung im Schulsekretariat ist jedoch erforderlich.

 

Türkische Mädchen „bei“ Anne Frank
Fränkischer Tag vom 19.12.2007
Integration Der Ausstellungsbesuch im Zuge eines neuen Förderprojekts soll jungen Türkinnen Mut zur Eigeninitiative machen.

Bamberg - Eine Gruppe türkischer Mädchen besuchte auf Einladung der „Kulturwerkstatt Bamberg“ (Judith Siedersberger und Johanna Krause) die Anne-Frank-Ausstellung in der Stdatgalerie/Villa Dessauer. Sie wurden von zwei gleichaltrigen junge Frauen aus dem Clavius-Gymnasium und der Maria-Ward-Realschule geführt und seien davon sichtlich beeindruckt gewesen. Das berichtet die Islamwissenschaftlerin Aysun Yasar, die seit Anfang November das neue Integrationsprojekt „Mut zur Eigeninitiative – Förderung türkischer Mädchen" leitet. Es wurde vom Türkischen-Elternverein in Kooperation mit der Türkisch-Islamischen Gemeinde initiiert und wird von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert. Sein Ziel ist es, wie Aysun Yasar es formuliert, den jungen Türkinnen durch eine besondere Unterstützung die Chance zu geben, sich zu entfalten und einen gleichberechtigten Platz in der Gesellschaft zu bekommen.

Einmal in der Woche treffen sich in dem neuen Integrationsprojekt türkische Mädchen, im Durchschnitt zwölf bis 18 Jahre jung, im Dr. Robert-Pfleger-Kinderhort. Sie erhalten Informationen zu verschiedensten Themen von eigens eingeladenen Referenten; da geht es um Berufsaussichten genau so wie um Kommunalpolitik. Die Theorie wird durch soziales Engagement und Exkursionen angereichert. So nahmen die türkischen Mädchen auch an der zweiten Jungbürgerversammlung mit Oberbürgermeister Andreas Starke teil.

Den Besuch in der Anne-Frank-Ausstellung versteht die Projektkoordinatorin „als ein Zeichen dafür, dass wir hier in Bamberg mit anderen Religionen und Kulturen in verständigem Miteinander leben“. Sie wünscht sich zudem, dass die Mädchen in der Stadtgalerie erkannt haben, „was engagierte Jugendliche alles bewirken können“ und ihnen im Sinn des Projekts „Mut zur Eigeninitiative“ macht. Abgerundet wird das Projekt mit einem Mädchenwochenende, das in Kooperation mit der Interreligiösen Fraueninitiative stattfindet. Es soll ebenfalls dazu beitragen, „die jungen türkischen Frauen einem selbstbestimmten und gleichberechtigten Leben näher zu bringen und die Bildung einer Mädchengruppe zu fördern, die lernt, eigene Interessen durchzusetzen“.

Schülerinnen auf den Spuren Erika Löbls
Pressemitteilung vom 12.12.07

Am Montag den 10.12.07 fand im Rahmen der Ausstellung des Jugendprojektes "Jüdisches Leben in Bamberg und Region" eine Lesung aus dem Tagebuch der 1924 in Bamberg geborenen Jüdin Erika Löbl in der Villa Dessauer statt. Die vor allem von Jugendlichen gut besuchte Veranstaltung wurde von Schülerinnen der Maria Ward Realschule und der Kulturwerkstatt konzipiert und gestaltet.

Zitate aus dem Tagebuch sowie Hintergrundinformationen gewährten den Zuhörern einen lebendigen Einblick in die Jugendjahre Erika Löbls. Themen wie kulturelles Leben der jüdischen Gemeinde in Bamberg, schulische Bildung während dem Nationalsozialismus, Auswirkungen des Novemberpogroms 1938 in Bamberg, Kindertransport, Lebensituation Erika Löbls in den Fluchtstationen England und Ecuador wurden angerissen. Werner Loval, der heute in Jerusalem lebende Bruder von Erika Löbl, stellte Fotos aus dem Familienalbum und Bilder aus dem Originaltagebuch zur Verfügung. Auf diese Weise konnten sich die BesucherInnen ein Bild von den Jugendjahren Erika Löbls machen.
Neben den zahlreichen Jugendlichen, besuchten auch ehemalige Schulfreundinnen und Nachbarn Erika Löbls die Lesung. Großes Interesse im Publikum fand die Idee, das Tagebuch im nächsten Jahr durch ein eigenes Jugendprojekt zu bearbeiten.
Die Präsentation von Ergebnissen des Jugendprojektes "Jüdisches Leben in Bamberg und Region" und Judaica des Historischen Museums sind noch bis zum 20.12. im 1. Stock der Villa Dessauer zu sehen.
Weitere Informationen: www.kulturwerkstatt-bamberg.de

 

Jüdisches Leben in Bamberg und Region
Pressemitteilung vom 06.11.07

Im Rahmen der Multimedia-Ausstellung "Anne Frank, ein Mädchen aus Deutschland", die vom 09.11. bis 20.12.07 in der Villa Dessauer zu sehen ist, beteiligt sich die Kulturwerkstatt mit dem Jugendprojekt "Jüdisches Leben aus Bamberg und Region" in Kooperation mit dem Clavius Gymnasium und der Maria Ward Realschule.

Das übergeordnete Thema des Projektes ist in mehrere Teilbereiche untergliedert: "Die Jüdische Religion", "Jüdische Frauen aus Bamberg", "Erika Löbls Tagebuch", "Die Villa Dessauer und ihre BewohnerInnen", "Das Haingebiet", "Der Hopfenhandel" und "Bamberg wird braun". Seit März diesen Jahres arbeiten die Jugendlichen auf freiwilliger Basis am Projekt. Die Ausstellung wurde gemeinsam entwickelt und umgesetzt, dies gewährleistet, dass die Inhalte auf einer Ebene präsentiert werden, die sie für andere Jugendliche leicht zugänglich macht. Die Ausstellung ist so konzipiert, dass sie für Schulen und Jugendorganisationen aus der Region ausleihbar ist. Der Prozess und die Ergebnisse der Arbeitsgruppen sind auf der Web-site www.kulturwerkstatt-bamberg.de veröffentlicht und dienen als Anregung.
Als Rahmenprogramm werden Führungen von Jugendliche für Jugendliche angeboten sowie eine Lesung zu Erika Löbls Tagebuch (Termin wird noch bekanntgegeben).

Das Projekt vermittelt Schlüsselqualifikationen, wie Teamfähigkeit, Selbstverantwortliches Arbeiten, Medienkompetenz, Arbeitsorganisation, Zeitmanagement, flexible situationsorientierte Handlungsbereitschaft und Selbstpräsentation. Durch die Einbindung von Inhalten aus den Bereichen Geschichte, Politik, Soziologie, Philosophie und Bildende Kunst in spielerisch kreative Prozesse und multimediale Techniken, haben die Jugendlichen die Möglichkeit in vielfältiger Weise eigene Erfahrungen zu sammeln und Stärken zu entdecken. Die interdisziplinäre Arbeitsweise sensibilisiert die Wahrnehmung, lässt die Jugendlichen offener mit Veränderungen, Vielfalt und Andersartigkeit umgehen und regt zu einem toleranten und phantasievollen Verhalten sich selbst und anderen gegenüber an. Über die Auseinandersetzung mit Geschichte werden demokratische Werte, wie Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität thematisiert.

Frau Dr. Deusel (2. Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde, Vorsitzende des Vereins zur Förderung der jüdischen Geschichte und Kultur Bambergs e. V.) und Oberbürgermeister Andreas Starke unterstützen das Projekt durch ihre Schirmherrschaft.

 

Erika Löbls Tagebuch
Pressemitteilung vom 24.09.07

Vom 09.11. bis 20.12.07 ist in der Villa Dessauer die Multimedia-Ausstellung "Anne Frank, ein Mädchen aus Deutschland" zu sehen. Diese wird mit dem Jugendprojekt "Jüdisches Leben aus Bamberg und Region" der Kulturwerkstatt in Kooperation mit dem Clavius Gymnasium und der Maria Ward Realschule bereichert. Dabei wird u.a. das Tagebuch Erika Löbls vorgestellt.

 

Frau Dr. Deusel (2. Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde, Vorsitzende des Vereins zur Förderung der jüdischen Geschichte und Kultur Bambergs e. V.) stellte den Kontakt zu Herrn Werner Loval (ehemals Löbl), dem Bruder Erikas in Israel her. Dieser war so begeistert von dem Projekt, dass er kurzerhand der Gruppe der Maria Ward Realschule das Tagebuch seiner Schwester Erika Löbl zur Bearbeitung anbot. Erika Löbl begann die persönlichen Aufzeichnungen 1937 mit 13 Jahren. Sie beschreibt die Jugendjahre in Bamberg, den Abschied von Bamberg und von den Eltern 1939 und die Ungewissheit, wann, wo und ob die Familie eines Tages wieder vereint werden wird, den Kindertransport und ihre Schulzeit in England, sowie die gefährliche Reise auf einem englischen Frachtschiff von Glasgow nach Buenos Aires im Kriegsjahr 1942 und die Weiterreise nach Ecuador. Dort fand die Wiedervereinigung mit den Eltern, die über Russland und Japan nach Mittelamerika flüchteten, statt. Das Tagebuch ist im einzigartigen Stil eines Teenagers geschrieben.

Erika Löbl war von 1937-1939 Schülerin des Lyceum am Institut der Englischen Fräulein. Dieser Umstand stellt eine besondere Verbindung zu den am Projekt teilnehmenden Schülerinnen der Maria Ward Realschule (vormals Institut der Engl. Fräulein) her und bietet die herausragende Möglichkeit, den zeitlichen Bogen von 1937 bis 2007 zu ziehen. So wird durch die Recherche der Jugendlichen im schuleigenen Archiv Geschichte lebendig. Ein Interview mit einer Bamberger Schulfreundin Erika Löbls veranschaulicht die durch den Nationalsozialismus belastete Schulzeit.

Die Präsentation von Erika Löbls Tagebuch im Rahmen der Anne Frank Ausstellung in der Villa Dessauer ist der Auftakt zu einem neuen Projekt der Kulturwerkstatt. So wird sich im neuen Schuljahr 2007/2008 eine Gruppe von Maria Ward Schülerinnen mit der Veröffentlichung des Tagebuchs beschäftigen. Dieses wird in zeit- und lokalgeschichtlichen Zusammenhängen betrachtet aber auch Themen wie Jugend damals und heute stellen einen wichtigen Ansatzpunkt dar.

 
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