Liebe/Partnerschaft

"Eine gute Ehefrau weiß stets, wo ihr Platz ist."


"Halten Sie das Abendessen bereit. Planen Sie vorausschauend, evtl. schon am Vorabend, damit die köstliche Mahlzeit rechtzeitig fertig ist, wenn er nach Hause kommt. So zeigen Sie ihm, dass Sie an ihn gedacht haben und dass Ihnen seine Bedürfnisse am Herzen liegen...“ "Hören Sie ihm zu. Sie mögen ein Dutzend wichtiger Dinge auf dem Herzen haben, aber wenn er heimkommt, ist nicht der geeignete Augenblick, darüber zu sprechen. Lassen Sie ihn zuerst erzählen und vergessen Sie nicht, dass seine Gesprächsthemen wichtiger sind als Ihre. Der Abend gehört ihm...“ "Machen Sie sich schick. Gönnen Sie sich 15 Minuten Pause, so dass Sie erfrischt sind, wenn er ankommt. Legen Sie Make-up nach, knüpfen Sie ein Band ins Haar, so dass Sie adrett aussehen...“
(Das Handbuch für die gute Ehefrau, aus: Houskeeping Monthly, 13. Mai 1955)

So war das Frauenbild der 50er Jahre. Auch noch heute im 21. Jahrhundert lässt „Mann“ häufig die „Frauen gehören an den Herd und zu den Kindern“ - Vorurteile verlauten, bei denen jede emanzipierte, moderne Frau in den Streik geht und ihren Mann an den Herd und zu den Kindern schickt.
Noch im späten 19. Jahrhundert hatten Frauen fast gar keine Rechte. Der Mann suchte sich seine Ehefrau nach seinen Idealen aus, die Frau jedoch hatte kein Mitspracherecht und musste sich schweigend ihrem Schicksal beugen. Auch in der Ehe und der Partnerschaft war es nicht anders. Das einzig Wichtige für die Frauen der Mittel- und Oberschicht war die Familiengründung, eine gewisse Bildung gehörte zum guten Ton. Für die Frauen der Oberschicht war es wichtig eine „gute Partie machen“ um versorgt zu sein. Weiblichkeit bedeutete Häuslichkeit und Mütterlichkeit.
Wegen der häufigen Ohnmachtsanfälle (die durch das Korsett herbeigeführt wurden) sowie hysterischer Anfälle und Migräneattacken wurden Frauen oft nicht so ernst genommen. Sie galten als schwach und man traute ihnen keinen richtigen Beruf zu.
Ob Frauen arbeiten durften oder nicht war abhängig von der Gesellschaftsschicht. Im 19. Jahrhundert gab es das
Klein-, Mittel- und Großbürgertum sowie den Adel und die Arbeiter. Frauen in Großbürgertum und Adel sollten nicht arbeiten um zu zeigen, dass man es nicht nötig hat. Typische Berufe für bürgerliche Frauen waren Lehrerin und Erzieherin, d.h. soziale Berufe. Die Arbeiterfrauen mussten arbeiten und außerdem die Familie und den Haushalt allein versorgen. Sie waren billige Arbeitskräfte. Doch die Frauen durften nicht frei über ihr Geld verfügen. Das war Sache des Mannes.
In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Frauen in Büros sehr geschätzt. Sie übernahmen Aufgaben, die die Männer nicht ausführen wollten und brachten Häuslichkeit in ein Büro.
Noch bis in die 60er Jahre hinein hat der Mann über die Arbeit der Frau bestimmt.

Lange Zeit verhinderten und erschwerten Moralvorstellung und Prüderie die Entwicklung einer vertrauensvollen und sexuell befriedigenden Ehegemeinschaft. In der Gesellschaft waren biologische Vorgänge des Körpers sowie Schwangerschaft oder Geburt peinlich und mit Heimlichkeit verbunden.
Frauen sollten „rein“ in die Ehe gehen, wohin gegen man Männern sexuelle Erfahrungen vor der Ehe zugestand. Wurde eine Frau im 19. Jahrhundert vor der Ehe schwanger, musste sie zur Hochzeit ein schwarzes Kleid tragen, da sie nicht mehr jungfräulich war.

Erst in den 20er Jahren lockerten sich die starren Moralvorstellungen. Es gab erste Aufklärungskampagnen für Frauen. In Berlin zeigten sich lesbische und schwule Paare in der Öffentlichkeit und die ersten Damenclubs wurden eingerichtet.

Im Nationalsozialismus wurden alte Vorstellungen von der Bestimmung der Frau wieder in den Vordergrund gestellt, so dass die Frauen nach dem 2. Weltkrieg sich ihre Rechte und Positionen erneut schwer erkämpfen mussten. Die Einführung der Pille in den 60er Jahren wurde heftig diskutiert trug aber nicht unwesentlich zur Selbstbestimmung der Frau bei.