Baden und Schwimmen im Theresienhain

Zu beginn des 19. Jhds. stellten die Bademöglichkeiten im Theresienhain einen Übergang zwischen den freien Flussbädern des späten 18. Jhds. und den ab ca. 1820 auftretenden Salonbädern dar.
1812 wurde das Badhaus vom Gastwirt Preller betrieben. Die gastronomisch geprägte Führung des Bades war neben dem Bad im fließenden Gewässer und dem Angebot von warmen Wannenbädern von Bedeutung. Am 12. März 1814 stellte der Pächter Preller einen Antrag auf Errichtung eines weiteren Gebäudes. Dieses Gesuch wurde bereits einige Tage später bewilligt. 1815 wurde mit dem Bau begonnen. Ferdinand Freiherr von Hohenhausen, Landbau-Inspektor, war der Architekt des eigenwilligen Gebäudes, das die Inschrift Salubritardi trug. Die Philosophie des Architekten lautete: "Es handelte sich einfach nicht um eine mehr oder weniger praktische Badeanstalt, sondern um einen Tempel zur Betrachtung, um einen Ort der Heiligung." Nach der Fertigstellung des neuen Baus wurden die ehemaligen Badegebäude und die Badehütten abgebrochen.
Das neue Badegebäude wurde seitens des Bamberger Bürgertums nicht wohlwollend aufgenommen. Hohenhausens Bauten wurden allgemein als unschön angesehen. Daneben war das Gebäude für eine praktische Nutzung als Bad nur bedingt zu geeignet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Hohenhausens Bau wieder abgerissen.

Die eigentliche Intension des Badhaus-Besithers Prellers, durch einen Neubau eine Aufwertung seines Bades und damit einen höheren Besucherandrang zu erzielen, hatte sich nicht Verwirklichen lassen. Preller zog sich aus dem Betrieb der Badeanstalt zurück. 1818 übernahm Wolfgang Schuster, gleichfalls Gastronom, das Badehaus und renovierte es. Bei der Renovierung schien ihm die Gestaltung der Anlage sehr wichtig gewesen zu sein. Neben der Notwendigkeit einer Einrichtung zur Körperreinigung sollte die Parkgestaltung nicht vernachlässigt werden. Zehn Jahre später war die Badeanstalt jedoch in einem so desolaten Zustand, dass sie aus hygienischen Mängeln geschlossen wurde.

1835 übernahm Johann Schlauch als Pächter die Badeanstalt.
"Ausser den gewöhnlichen warmen Bädern werden auch alle Gattungen künstlicher Bäder auf das Pünktlichste bereitet. (..) Das Flußbad ist bereits aufgestellt, und zur beliebigen Benützung bereit. Dabei sind alle Arten von Erfrischungen und Kurwasser zu haben." (Tagblatt der Stadt Bamberg, Nr. 125, 6. Mai 1836)

Am 27. 09.1842 verstarb Johann Schlauch, Christian Schlauch (vermutlich die Tochter) führte die Badeanstalt weiter. Trotz der mittlerweile bestehenden Schwimmschule stieg die Nachfrag nach Flussbädern im Jahr 1850, so das die Kapazitäten der Anlage nicht mehr ausreichten. In einem Leserbrief (Tagblatt der Stadt Bamberg, Nr. 193, 17.071850) wurde eine Erweiterung gefordert.
Der Schwerpunkt der Badeanstalt verlagerte sich immer mehr in Richtung Flussbad, eine Entwicklung, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jhds noch verstärken sollte. Die warmen Wannenbäder blieben dennoch Bestandteil des Angebots.

1856 übernahm Stephan Krätz als Pächter die Badeanstalt. In der Badesaison 1857 hat sich die Anzahl der Flussbadekabinen verdoppelt. 1866 übernahm Krätz auch die Schwimmschule im Hain.
Das Badhaus im Theresienhain wurde gegen Ende des 19. Jhds auch in der kalten Jahreszeit betrieben. Es wurden ganzjährig warme Wannenbäder angeboten. Die Preise lagen im Winter allerdings deutlich über denen des Sommers. Vom 15. Mai bis zum 15. September kostete ein einfaches warmes Bad 60 Pfennige, dasselbe vom 15. September bis 15. Mai inklusive Zimmerheizung eine Mark.
Die räumliche Nähe der Badeanlagen und der Schwimmanstalt im Hain führten immer mehr zu einer "Verschmelzung" der beiden Einrichtungen.

"Vor dem Familienbad im Hain gab es keine Möglichkeit, daß Männer, Frauen und Kinder zusammen baden konnten. Außer im Schwimmverein.
Neben dem Bootshaus, flußaufwärts, waren die Schwimmbäder für Männer und Frauen.
Sie waren ziemlich gleich: Eine Reihe hölzerner Kabinen (die im Winter stehen blieben) und die floßartigen, in den Fluß gesenkten Becken für Schwimmer und Nichtschwimmer, um die man herumgehen konnte. Liegeplätze gab es nicht.
Der Unterschied bestand darin, daß bei den Männern nur ein Geländer zur Regnitz war, während das Frauenbad eine hohe Bretterwand hatte, damit man weder vom Fluß, noch vom anderen Ufer hineinsehen konnte.
Zum Schwimmunterricht wurden die Schüler an eine Angel gehängt. Unsichere Schwimmer konnten sich mit einem Korkgürtel auch ins tiefere Wasser wagen." (Erinnerungsbericht von Gräfin Nina von Stauffenberg, Stadtarchiv Bamberg, Bestand D 2037, Nummer 9)

Hainbad

Geschlechtertrennung wurde in den 30er Jahren des 20. Jhds gelockert, so dass 1935 ein neues Familienbad (umgangssprachlich auch „Fami“ genannt), eröffnet werden konnte.

Zitate aus dem Fränkischen Tag vom 3. Juni 1935:
„.... Dann sprach Oberbürgermeister Zahneisen allen, die zum Bau beigetragen haben, ….... seinen Dank aus und forderte alle auf, dafür zu sorgen, daß der Besuch dieses Bades ein möglichst hoher werde, …............... So wollen wir dieses Bad seiner Bestimmung übergeben, denn Wassersport, der wohl als der gesündeste Sport bezeichnet werden muß, stählt Körper und Geist. “

Im Pressebericht ist die nationalsozialistische Gesinnung des Oberbürgermeisters Zahneisen zu spüren.

Nach dem 2. Weltkrieg war die öffentliche Badeanstalt im Hain jahrelang durch die Besatzung belegt. Das öffentliche Badewesen in Bamberg war gravierend gestört. Der Kulturkreis Bamberg schrieb am 23.05.1950 an das Staatl. Gesundheitsamt Bamberg:.
"Im letzten Jahr hat sich im rechten Regnitzarm ein Baden namentliche der Kinder entwickelt, an der linken Regnitz ergab sich ein wildes Baden, den Hain entlang und am Buger Wehr ein Freibadbetrieb, wie es bei uns wohl noch nie der Fall war und wie es wohl auch den ortspol. Vorschriften nicht entsprach, nach denen das Baden nur an den polizeilicherseits bestimmten Orten erlaubt war. Freilich war im 3. Reich das Baden durch eine Reichsverordnung erheblich von Vorschriften befreit gewesen. Nach Lage der Dinge ist eine neue Ordnung des öffentlichen Badewesens zeitgemäss und geboten........" Ergebenst! Köttnitz, Oberregierungsrat a. D.
(Stadtarchiv Bamberg D 3028 30)

Laut eines Presseartikels im Bamberger Volksblatt (Nr. 90) herrschte bereits 1951 wieder Hochbetrieb im städtischen Hainbad:
"........Wie die Trauben hängen sie rund um das Plantschbecken, im Nichtschwimmerbasin purzelt groß und klein durcheinander, auf den Sonnenplanken und Liegestühlen strecken die "Sonnenanbeter" dicht gedrängt alle Viere von sich. Was soll man bei 30 Grad im Schatten auch anderes tun?....... 1200 Menschen mit Badetaschen und Badebündel unter dem Arm wurden an einem Tag gezählt."

Das Hainbad ist fast unverändert erhalten geblieben. Generationen von Familien, Mädchen und Jungen haben dort schwimmen gelernt und den ganz besonderen Reiz des Flussschwimmbades genossen. Allerdings hat es in den letzten Wochen eine Welle des Protestes gegeben, nachdem bekannt wurde, das dass Badeverbot im Fluss durchgesetzt werden soll. Es ist zu hoffen, das diese Oase unverändert erhalten bleibt.


Quelle:
Bade- und Schwimmkultur im 19. Jahrhundert. Untersuchungen zur Institutionalisierung in Bamberg, unveröffentlichte Magisterarbeit, Mattias Mack, 2000
Stadtarchiv Bamberg (siehe Angaben im Text)
 
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